Die Geschichte der Gemeinde Pörnbach

Wappen Gemeinde Pörnbach

Die Gemeinde Pörnbach mit ihren Ortsteilen Puch und Raitbach liegt im Landkreis Pfaffenhofen. Die Landwirtschaft ist geprägt vom Hopfenbau und neuerdings vom stark zunehmenden Spargelanbau, der Pörnbach weit über die Grenzen der Hallertau hinaus bekannt gemacht hat.

 

Von Pörnbachs Geschichte als Sitz eines Ministerialengeschlechts der Wittelsbacher kündet noch heute das ehemalige Schloss. 1622 erwarben es die Grafen von Toerring. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble wurde kürzlich renoviert und der Schlossgarten neu angelegt. Die Grafen zu Toerring errichteten in Pörnbach auch die Brauerei. Hier werden aus den Haupterzeugnissen der heimischen Landwirtschaft – Hopfen und Braugerste – edle Biere hergestellt, die weitum einen sehr guten Ruf besitzen. Das „Brauhaus Hallertau“ ist eine der größten Braustätten der Region und zählt wohl zu den ältesten ihrer Art in Bayern. Der alte Mälzereikamin, auf dem fast jeden Sommer ein Storchenpaar nistet, gilt neben der Pfarrkirche als Wahrzeichen der Gemeinde Pörnbach.

Auskunft: Telefon 08446/1033

 

Die Entwicklung der Gemeinde Pörnbach

Das Auffinden eines Bronze-Kreils und eines Bronze-Hammers im Sumpfgelände des sog. Goribauernweihers nahe bei Puch berechtigt zu der Annahme, dass schon in der Bronzezeit Menschen in unserer nächsten Umgebung gelebt haben. Der Flurname „Biburg“ in der Gemeindeflur Puch lässt ebenfalls den Schluss zu, dass – wenn bi mit bei zu übersetzen ist (Schm. I/189) – Menschen hier vor Überfällen vielleicht in der Keltenzeit Schutz gesucht haben.

Sicher ist, dass die Töpfer angenommenen zwei Burgen nicht nur die Burginhaber selbst beherbergten. Burgen oder sonstige Befestigungen haben schon aus Sicherheitsgründen Menschen immer wieder angezogen. Gewährter Schutz hinter starken Mauern erforderte Gegenleistung und so gerieten die wenigen zunächst vorhandenen Menschen in Abhängigkeit vom jeweiligen Burgherrn.

 

Wovon aber sollten die Menschen leben. Mit Jagd und Fischfang mag sich die zunehmende Bevölkerung der ersten Ansiedlung wohl jahrhundertelang ernährt haben, Nahrungssorgen mögen die sesshafteren Menschen mit der Zeit gezwungen haben, entlang von Wegen und dem Paar fließenden kleinen Bach den Wald zu roden und damit Ackerland zu gewinnen. Die im 5. und 6. Jahrhundert eingewanderten Bajuwaren haben das von den Römern verlassene Land zunächst in den größeren Flussniederungen besetzt. Da der zahlenmäßig sicherlich noch schwache Volksstamm Land im Überfluss vorfand, war es zunächst auch gar nicht nötig in Seitentäler vorzudringen. Wo dies geschah, bevorzugte man kleine Wasserläufe und fruchtbare Hänge zur Ansiedlung, freilich erst im Laufe späterer Jahrhunderte. Aus dieser Tatsache heraus ist zu verstehen, dass Wallner in seiner Siedlungsgeschichte den Nachweis von „bach-Orten“ erst in der Zeit vom 8.-14. Jahrhundert erbringen konnte, wobei das 9. und 12. Jahrhundert die meisten „bach-Orte“ aufzuweisen hatten. Wir dürfen annehmen, dass die Besiedlung der rechten Seitentäler der Paar mit den kleinen Bächen in diesem Zeitraum ihren Anfang genommen hat.

 

Man braucht nur eine Heimatkarte zu betrachten, um zu sehen, dass es sich bei unseren „bach-Orten“ wie Raitbach, Pörnbach, Tegernbach, Göbelsbach, Gambach um sog. Rodungsorte handelt. Besonders bei Raitbach erkennt man deutlich, wie das kleine Bachtal langsam im Lauf der Jahrhunderte dem Ackerbau erschlossen und der den Ort umgebende Wald mit der Zeit immer mehr zurückgedrängt wurde.

 

Wie hat sich nun das Dorf Pörnbach im Laufe der Jahrhunderte entwickelt? Das es sich auch hier um ein Rodungsdorf handelt, ist anzunehmen und oben bereits gesagt. Das Vorhandensein einer Ministerialen-Herrschaft lässt aber vermuten, dass Pörnbach als Dorf wohl älter als Raitbach ist. Ob die Dorfentwicklung schon in der Zeit der Landnahme oder in der Römerzeit begonnen hat, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Auch die Zahl der Anwesen oder Hofstätten, wie sie sich bis ins 17. Jahrhundert erhöht hat, liegt völlig im dunkeln. Erst aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wissen wir, dass es Pörnbach bis dahin schon auf ca. 40 Hofanlagen gebracht hatte. Nun sind nachweislich in den Kriegen des 17. und des 18. Jahrhunderts viele Anwesen in Flammen aufgegangen und nicht wieder aufgebaut worden, andere wurden zum Hofbau gezogen und ihre Ruinen abgetragen und dem Erdboden gleichgemacht.

 

Da die Hofanlagen der Bauern und die Häusl der Tagwerker mit Ausnahme der Schlossbauten aus Holz waren, musste die Zerstörung in jedem Falle eine totale gewesen sein. Manche Anwesen lagen noch vom Schwedenkrieg her nach dem Einfall der Engländer und Holländer im Jahre 1704 in Schutt und Asche. Soweit solche Brandstätten in unmittelbarer Nähe des Schlosses waren, bot sich für die Herrschaft die Gelegenheit, Grund und Boden zur Vergrößerung des Schlossgartens einzuziehen. So hat die Hofmarksherrschaft am 29.April 1705 das von Dionys Praun innegehabte Gütl, nachdem selbiges ehevor „in dem feindlichen Einfall zu Aschen geraten und völlig öde gelegen, samt Gärtl zum Hofgebäude gezogen“. Eine andere, „auch vom Feind abgebrannte Hausstatt, vordem Balthasar Steinwendter leibrechtsweise verliehen“, wurde ebenfalls dem Schlossbau zugeschlagen.

 

Zwanzig Jahre nach dem Krieg von 1704 hat es in Pörnbach noch mehrere Anwesen gegeben, die noch nicht wieder aufgebaut waren, so des Benedikt Wüntters Gütl 1721, des Caspar Schlossers Häusl beim Ziegelstadel 1721. Öd lagen auch noch um diese Zeit das Ganßergüetl, der Gaißraiter-Hof und die Hofstatt des Bartlmee Hueber 1721.

 

Natürlich war die Hofmarksherrschaft bestrebt, die Schäden des Krieges so weit und so gut wie möglich zu beseitigen und verarmten Untertanen wieder aufzuhelfen. So hat 1809 Philipp Grimminger „zu auferpauung eines Haisls außer des Dorfs einen ödten Grundt geschenkht“ erhalten. Der Schuhmacher Martin Demmel erhielt von „Genediger Herrschaft ein ödes Hofstädl geschenkt, der Tagwerker Hanns Ostermayr hat ingleichen ein solch edtes Hofstedl und hierauf Freystiftsgerechtigkeit bekhomen. Simpertus Hueber, auch ein Tagwerker, hat ebenfalls ein ödes Hofstedl auferpauth“. Ihm wurde „gleich den andern“ von 1705 an drei Freijahre versprochen, so dass er 1707 zum erstenmal 2 fl. 37 Kr. Stift, 2 Fl. Scharwerksgeld und 2 Strich Vogteyhaber zu entrichten hatte. 1725 haben Karl Widtmann und Maria dessen Eheweib Leibrecht erlangt, da sie auch „ein öde Hofstatt erpaut“.

 

Die relativ kurzen Zwischenzeiten zwischen den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts haben naturgemäß nicht ausgereicht, die zerstörten Anwesen wieder alle herzustellen und so war das Anwachsen des Dorfes mit Bauten immer wieder gehemmt worden. 1796 beim Einfall der Franzosen ist Pörnbach nach Mitteilung des Pfarrers Atzberger von Puch (PAPU) fast ganz niedergebrannt. 1836 brannten mit Einschluss des Pfarrhauses weitere fünf Anwesen ab. 1802 zählte Pörnbach nach Hazzi 57 Häuser, davon 56 Herdstätten. Man sieht, dass vom Dreißigjährigen Kriege an der Umfang des Dorfes nur unwesentlich zugenommen hat. Eine erste größere Ansiedelung, wird aus den Jahren 1805 – 1815 gemeldet.

 

Der damalige Hofmarksverwalter Brunner hatte den Siedlern Gemeindegründe zum Kauf gegeben, was die forcierte Ansiedelung auswärtiger Interessenten erleichterte, hat aber allerdings unterlassen sie zu unterrichten, dass sie als neue Gerichtsuntertanen des Grafen auch entsprechende Abgaben zu entrichten hätten. Dieses Täuschungsmanöver war bestimmt beabsichtigt, denn bei dem damaligen Dienstbotenmangel brauchte man dringend Tagwerker sowohl für den Hofbau als auch zu Scharwerksdiensten.

Die Pörnbacher Bauern waren mit der neuen „Siedlungswelle“ nicht einverstanden, da sie sich durch Verteilung von Gemeindegründen (ursprünglich im Eigentum des Grundherrn) an die neuen Siedler in ihren Weiderechten stark eingeschränkt sahen.

 

Zum alten Kern unseres Dorfes gehört zweifellos das Bauernviertel an der Ingolstädter Straße, angefangen von der Bogenrieder-Wirtschaft bis zum Gasthaus „Post“. Sehr alte Höfe waren auch der Sixbauern-Hof und das Wimbauern-Anwesen, das Huber-Sach, das ehemalige Schulhaus und das Mesnerhaus. Außerhalb des Pfarrstadels gab es um 1810 noch kein Gebäude. An der Straße nach Pfaffenhofen war das letzte Haus die Heider-Schmiede. Die jetzige Bergstraße wies keine Siedlung auf. Das Gelände zwischen dem Sudhaus bzw. Gärkeller der Brauerei bis zum Außerbauern-Hof war ebenfalls noch unbebaut. Linden- und Hopfenstraße waren nur dünn besiedelt, außerhalb des Außerbauern an der Hopfenstraße stand noch kein Haus. Bereits dicht mit Häusln besetzt war die Gegend zwischen Bader-Weiher und der Lindenstraße. Auch das Graf-, Herrenschuster-, Kappelmeier-, Maier-, Weingartner- und Klementen-Haus sind im Plan aufgeführt.

 

Die Häuser rechts der Münchener Straße, so vom Anwesen des Thomas Hackl bis zum Aman-Anwesen (Nr.24) wurden in der 2. Hälfte des 19 Jahrhunderts erbaut, das Schmiedl-Einfamilienhaus kurz vor dem 1. Weltkrieg, während die weiteren Wohnhäuser teils vor teils nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut wurden. Die Raiffeisen-Straße war vor dem 1. Weltkrieg noch ein Feld-, im oberen Teil sogar noch ein Hohlweg; ein altes Foto zeigt da noch einen Hopfengarten. An der Regensburger Straße entstanden um die Jahrhundertwende das Dirscherl- und Schweigard-Anwesen sowie 1907/1908 das Schulhaus. Die Häusl an der Graf-Törring-Straße verdanken ihre Entstehung der Nazizeit (1934).

 

Wesentlich gefördert wurde die Bautätigkeit durch die Aufteilung des Törringischen Ökonomiegutes, da bauwillige Pörnbacher Baugrund billig erwerben konnten. So kam die Siedlung an der Blumenstraße zustande. Baugrund gab es auch am Birklweg und an der B 300, wo in den fünfziger und sechziger Jahren unseres Jahrhunderts das Haus Sonnenfeld, die Reparaturwerkstätte Langhammer, sowie das Maier-Haus erbaut werden konnten. An der Hopfenstraße wurden die Siedlerhöfe Nickmann und Koch gegründet, während die sudetendeutschen Flüchtlinge Klammert, Schiebel und Gröschl sich in die Törringischen Ökonomiegebäude teilten. Ebenso auf Törringischem Grund entstand die Gockelalm auf dem Taubenfeld, in Maushof der Anna-Hof oberhalb des Forsthauses und das Schicho-Anwesen nahe der Augsburger Straße.

 

Ein ganz neues Wohnviertel entstand zu beiden Seiten des Gambacher Bergs in den siebziger Jahren. Neu ist noch der Aussiedler-Hof Schiebel bei der Maushofkapelle, auf die übrigen Neubauten soll hier nicht mehr eingegangen werden. 1863 hatte der Ort Pörnbach 74, im Jahre 1883 88 Hausnummern.

 

Die Familie Toerring und die Gemeinde Pörnbach

Die Familie Törring gehört mit den Wittelsbachern und den Grafen von Preysing zu dem ältesten und vornehmsten bayerischen Adel, dessen Ursprung der Überlieferung nach auf die Zeiten des Agilolfingerherzogs Tasilo zurückgeht. Ihr Stammschloss stand in Törring bei Tittmoning. Es wurde später von Herzog Heinrich von Bayern-Landshut in Schutt und Asche gelegt und nicht wieder aufgebaut.

 

Die Familie teilte sich 1557 in drei Hauptlinien, die sich nach den Schlössern Seefeld, Stein (an der Traun) und Jettenbach benannten. Die heute regierenden Grafen aus dem Geschlechte der Törringer nennen sich Grafen von Törring-Jettenbach. In ihrem Wappen führen sie drei rote Rosen im silbernen Felde (altes Stammwappen), eine schräggestellte silberne Schmiedezange (Wappen der Grafschaft Mödling), die weißen Wecken überzwerch auf gelbem Grund deuten auf Seefeld.

 

Aus dem Geschlechte der Grafen von Törring sind im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Männer hervorgegangen, die sich um das Land Bayern große Verdienste erworben haben.

 

Kaspar der Törringer, der bayerische Ritter

Die markanteste Persönlichkeit aus dem Mittelalter des 15. Jahrhunderts war zweifellos Kaspar der Törringer, der bayerische Ritter. Er war eine der bedeutendsten, zugleich aber auch sagenumwobensten Rittergestalten des Mittelalters überhaupt. Von seinem Vater Wilhelm dem Törringer erbte er nach dessen Tode die Anwartschaft auf die zwei Erbämter des alten Herzogtums Baiern, das Jägermeisteramt und das Banneramt.

 

Ignaz Felix, Graf von Törring

Ignaz Felix, Graf von Törring, 1682 – 1763, bayerischer Minister und Feldmarschall, der erste Minister des Kurfürsten May Emanuel und sein erster General, der im Krieg mit Österreich 1741 die bayerischen Truppen befehligte. Er erfreute sich besonderer Gunst des Kaisers Karl VII., bis zu dessen Tod war er der einflussreichste Mann bei Hofe. Als besonderer Freund Frankreichs begleitete Törring im Jahre 1725 die bayerischen Prinzen zur Hochzeit Ludwigs XV. nach Versailles. Nach Max Emanuels Tode wurde Ignaz Felix von Törring bayerischer Außenminister. Als solcher erblickte er das Heil Bayerns im Zusammengehen mit Frankreich.

 

Joseph August, Graf von Törring

Joseph August, Graf von Törring, ein Enkel des vorhin genannten Ignaz Felix von Törring, lebte um die Wende des 18. Und 19. Jahrhunderts und war zuletzt bis zu seinem Tode am 9. April 1826 Staatsminister und Präsident des Staatsrates. Als eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaften war er Mitglied der bayerischen Akademie und wurde als Dichter von Ritterdramen in ganz Bayern und in Österreich bekannt. Aus seinen Theaterstücken, besonders aus den Dramen „Agnes Bernauerin“ und „Kaspar der Törringer“ leuchtet als hervorragender Charakterzug eine glühende Liebe und Begeisterung für das bayerische Vaterland.

 

Im hohen Mittelalter erwarben sich die Törringer als Turnierreiter bei vielen bayerischen Ritterspielen Ruhm und Auszeichnung. Ihr Geschlecht überdauerte die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, brachte es zu großen Besitztümern und verfügte (nach Hubensteiner) im 18. Jahrhundert als „Obereigentümer“ über ein rundes Tausend von Bauerngütern. Allein in unserer Gegend waren die Törringer die Hofmarksherren über 14 Dörfer mit den dazugehörenden Weilern und Einöden. Ihr Hoheitsgebiet reichte von Pörnbach, ihrem Hauptsitz im ehemaligen Landgericht Pfaffenhofen, bis nach Euernbach, nach Pobenhausen am Rand des Donaumooses und bis ins Ilmtal hinüber. Dazu kamen noch die Besitzungen in Seefeld, Winhöring, Jettenbach und Gutenzell im Württembergischen.

 

Gegenwärtig regierender Graf ist Hans Veit zu Toerring-Jettenbach. Seine am 11.01.1955 verstorbene Mutter war eine Schwester des griechischen Königs Paul. Verwandtschaftliche Beziehungen hat das Haus Toerring ferner zu Jugoslawien und zum englischen Königshaus (Herzogin von Kent). Ihren Hauptsitz hat die Grfl. Toerring`sche Familie in München bzw. in Winhöring, Graf Hans Caspar von Toerring hat Seefeld inne.